Glückliche Arbeitslose - aber wie bezahlen?
Leider ist ja das menschliche Wünschen und Träumen beschränkt durch das, was gleichzeitig als realistisch, erreichbar erscheint. Nur wenn man die Wurst meint schnappen zu können, beflügelt das den Willen, in soweit eine Anstrengung zu unternehmen, daß man nach der Wurst springt.
Und leider scheinen die sozialistischen Trauben inzwischen so unerreichbar und damit sauer, daß sie von unserem Schröder schon für immer schlecht erklärt werden.Deshalb die folgende Argumentation, wie "realistisch" unsere Utopien sind, wie konkret ein Programm: Recht auf Faulheit tatsächlich ist.
Deshalb "the hard facts", dröge Ökonomie mit Marktwirtschaft als Prämisse.
Noch ein Wort dazu, wir müssen uns spätestens jetzt, nach den Erfahrungen dieses Jahrhunderts der gescheiterten Kollektivphantasien der Moderne hüten, Gewaltfreiheit für antastbar zu halten: es war ein fundmentaler Irrtum, Ökonomie ohne Verträge organisieren zu wollen. Verträge benötigen als Grundlage eigenständig handelnde rechtliche Subjekte als Vertragspartner. Damit ist eine reale Preisbildung als Teil der Kommunikation im Tauschgeschäft impliziert. Die Vernunft als Planwirtschaft, das ist ein Alptraum.Erst ein paar Begriffs-Erklärungen:
a) Geld soll im folgenden einfach nur als kommunikatives Schmieröl verstanden werden, sein eigener spekulativer Wert im Markt sei vernachlässigt.
Sein Nutzen liegt in einem gesellschaftlich anerkannten Relativ beim Austausch von Waren, Gütern, Dienstleistungen und Rechten (dinglicher Kommunikation) und der Produktion von Wünschen. (z.B. die Lottophantasien - wenn ich mal Millionär wär)
b) Mit Arbeit ist im folgenden ausschießlich bezahlte Arbeit gemeint, unbezahlte Tätigkeit ist selbstbestimmt und so frei, daß auch Tagträumen und Faulenzen eine unbezahlte Tätigkeit ist.
c) Im kapitalistischen Markt geht in die Bewertung offensichtlich ein spekulatives, von Phantasien und einer Symbolhier-archie bestimmtes Element ein. Gewinnerwartungen und die Hoffnungen von Spielern sind Teil der Kurse/Tarife. Sie machen das Geschehen dynamisch, so unvorhersehbar wie es Bedürftnissentwicklungen sind und sind entscheidend für die Flexibilität und Elastizität der kapitalistischen Wirtschaft, gegen die alle „vernünftige" Planökonomie nur barock und doktrinär wirken kann. Das erklärt auch, warum die Produktion moderner Musik eine "kapitalistische" Domäne ist. Musik ist unberechenbar, und war deshalb z.B. in Platons Staat unerwünscht.
d) Wir plädieren für eine Entdämonisierung von Konkurrenz. Den Platz von Solidarität werden wir später bestimmen. Die Konkurrenz voneinander unabhängiger Produzenten am Markt ist ein großer Anreiz, technologische Weiterentwicklungen einer immer größeren Zahl von Verbrauchern zu fallenden Preisen zukommen zu lassen und sind Teil einer Verbesserung der Lebensverhältnisse, selbst wenn die Reallöhne nur stabil bleiben. Die Konkurrenz ist außerdem ein Anreiz Produktivitätsfortschritte zu erzielen. Bekanntes Beispiel: fallende Computerpreise, bei steigender Ausstattung
Die Wirkungen des Marktes für die Lohn- und Gehaltsabhängigen als „private" Verbraucher wurde von der marxistischen Theorie systematisch vernachlässigt und das hat sich bitter gerächt.
Es sind einerseits falsche Erwartungen an „realsozialistisch" verfaßte Gesellschaften entstanden, andererseits wurde Falschgeld für eine autoritäre Herrschaft geprägt (die berühmten Aluchips des Realssozialismus). Noch einmal sei darauf verwiesen, wie das Freiwilligkeitsprinzip des bürgerlichen Vertrages zugunsten der staatlichen Gewalt einer herrschenden Clique preisgegeben wurde.Ohne eine fundamentale Revision der Theorien einer "vernünftigen" Wirtschaft wird es keine (R-)Evolution zugunsten der Lohn- und Gehaltsabhängigen geben.
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Die wesentliche Momente marktwirtschaftlich vermittelten Tauschs können in der kapitalistischen Wirtschaft durch vier Segmente veranschaulicht werden. Je nach ideologischer Ausrichtung und der entsprechend induzierten Ängstlichkeit werden die Linien rhetorisch betont und selbstverständlich nach Interessenlage versucht zu verschieben:
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Klassenanalysee
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eNaziperspektive
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Wie ist die momentane Situation zu beschreiben?
Die das Reich der Notwendigkeit bedienenden Produktionerfordernisse sind nahezu marginal geworden: Die Produktion für den derzeitigen Sozialhilfe „Warenkorb" wird sozusagen an einem monatlichen Freitag nachmittag erledigt. Die Waren- und Güterproduktion erreicht immer öfter die Sättigungsgrenzen, die Konkurrenz beim Verkauf verlagert sich immer mehr auf ästhetische und symbolische Aufladung - Werbung, Verpackung, Design. Eine nur bedürftnisorientierte Warenwirtschaft bräuchte keine Werbung, es reicht, daß die Presse berichtet.Zwei Sätze zur Sättigungsgrenze: Es gibt keine, hinsichtlich der Phantasie von Bedürfnissen (warum nicht von 20.000 Käsesorten träumen), aber eine Sättigungsgrenze ist unserer Ansicht nach unbestreibar hinsichtlich des Lebensnotwendigen: Das Essen muß inzwischen schon leicht werden, Lebensmittel werden zu „Du darfst" Produkten und stehen unter Gift- und Allergieverdacht, der Wunsch nach vielen Kindern ist auch bei Reichen kaum vorhanden (früher mal DAS Statussymbol), der Wohnraumflächenbedarf hat seine Grenze am Preis der Dienstboten, die zur Pflege notwendig werden und der Parkraum für die Autos fehlt, der Stau macht selbst das Porschefahren zur Qual.
Das Problem liegt woanders: die Steigerungen der Produktivität werden sehr schieflastig verteilt:
a) die Bedürftniskurven können am Markt nur mit fixem Preis oder fixem Angebot abge"fahren" werden - z.B. ist entweder der Ölpreis fest und die Fördermengen floaten oder die Men-gen sind quotiert und der Preis floated. Beides zu fixieren geht nur in der Kommandowirtschaft und macht die Verbraucher zu Befehlsempfängern.
b) Diese einfachen Zusammenhänge werden zur Zeit am Arbeitsmarkt aus ideologischen Gründen mißachtet (protestantische Arbeitsethik - Bestrafungsmentalität gegen die Faulen, Einzelheiten im Pathos der Arbeit). Wenn tatsächlich das Arbeitsstundenvolumen aufrechterhalten werden soll, muß bei einer steigenden Produktivität der Preis der Arbeitsstunde fallen, da die Sättigung des Marktes für zunehmend mehr Produkte, für die es sich zu quälen lohnen würde, erreicht ist und nur noch geringe Steigerungen des Umsatzes erlaubt. Unter der Prämisse des Festhaltens am Arbeitsstundenvolumen, muß der Arbeitslohn incl. der Sozialversicherungsleistungen sinken - die Profite steigen aus der Logik des Arbeits-Marktes, nicht der Profitmaximierung.Die steigenden Gewinnerwartungen spiegeln sich in steigenden Aktienkursen wieder. Das Kapital holt sich durch die höhere Bewertung an der Börse einen zusätzlich gesteigerten Anteil vom Volkswirtschaftlichen „Geldkuchen" - im klassisch marxistischen Jargon heißt das, die Bewertung des in toter Arbeit geronnenen Kapitals steigt. Dieser "Geldkuchen" ist im Gegensatz zur Kommandowirtschaft aber im wesentlichen durch anerkannte Tauschwerte gedeckt. Dieser gesteigerte Anteil Gewinne muß dem volkswirtschaftlichen Geldkreislauf entzogen werden, er kann sich durch die gesunkenen Arbeitslöhne nicht reproduzieren - die weniger kapitalisierten Bereiche der Weltkarte mit politisch stabilen Strukturen erfreuen sich eines Kapital- und Entwicklungsschubs. Sie holen auf und werden sich mittel- bis langfristig ebenfalls den Sättigungsgrenzen nähern.
c) In dieser Situation hat sich die Sozialdemokratie insbesondere mit Schröder und Blair zum Rammbock der Lohndrückerei durch Abbau der Lohnnebenkosten, also der Sozialversicherungsabgaben, und dem Gürtel enger schnallen, gemacht!
d) Ein Ausweg ist nur durch eine Steigerung des Preises der Arbeitskraft bzw. der Tarife der Löhne und Gehälter zu erreichen : Vorrangig muß dabei eine überproportinale Steigerung der Transferleistungen für die Faulen stehen, damit durch eine Vergrößerung der Anzahl der glücklichen Arbeitslosen der Arbeitsmarkt von Arbeitssuchenden leergefegt wird und sich die Lohn- und Gehaltstarife steigern lassen, eine Revision der derzeigen Umverteilung nach oben in Gang kommt: Die steigende Faulenzerei in Europa würde darüberhinas den nötigen Glitter und Glanz schaffen, daß unsere Produkte als besonders wertvoll und teuer verkäuflich gelten - der gesteigerte Anteil der Lohnnebenkosten zahlt sich sogar bei der Globalisierung in besserem Marketing und hohen Wechselkursen aus.
e) Welche Maßnahmen müssen für diesen Ausweg ergriffen werden? Wohlgemerkt, wir schlagen gar keinen "Antikapitalistischen" Weg vor, sondern nur die die Ausnutzung der inneren Widersprüche dieser Ökonomie für ein Leben mit weniger Bevormundung, weniger Hass auf Leistungsverweigerer. Damit könnte die Grundlage dafür, daß Arbeit Spaß macht, entwickelt werden, tatsächlich sich eine neue Produktivität ohne Arbeitszwang herausbilden, die auf der Freude am tätig sein basiert und das Leben verkünstlerischt.
Der erste Schritt in dem die Ganze ideologische Auseinandersetzung gesellschaftlich ausgetragen werden muß heißt: Sozialhilfeleistungen werden völlig unabhängig von Arbeitsbereitschaft, der "Arbeitswilligkeit" gezahlt. Man kann Stütze beziehen OHNE arbeiten zu wollen, ohne arbeiten wollen zu müssen. Im Gegenteil - es gibt eher eine Verpflichtung, dann ausschließlich unendgeltlich tätig zu sein, also nicht nur ein Recht auf sondern eine Pflicht zur Faulheit im Sinne einer Nicht-Teilhabe an der Arbeitsgesellschaft.
f) Womit wir zum Kernpunkt der Frage von Solidarität gekommen sind: Sie ist eher eine Frage nach einer funktionierenden Versichertengemeinschaft gegen die Nachteile des Fleißig-sein- Wollens am Arbeitsmarkt, als ein allgemeines Gefühlsgedusel derer, die sich selber durch ihre "Abgabebereitschaft" zu besseren Menschen phantasieren möchten. Allerdings wird unter diesen Voraussetzungen eine Tarifsteigerung nur dann zu bewerkstelligen sein, wenn sich die Lohn- und Gehaltsabhängigen weigern, unter Tarif und schwarz zu arbeiten. Das wird dann vielleicht zur Frage von "Solidarität".
g) Den Gewerkschaften kommt in diesen Überlegungen eine entscheidende Rolle zu - die Tarifauseinandersetzungen um steigende Sozialabgaben werden hart, aber sie werden am gesellschaftlich zutreffenden Ort geführt, schließlich lassen sich gesellschaftlich Verhältnisse niemals per Stimmabgabe bei Wahlen ändern, sondern nur durch Auseinandersetzungen, in denen die Herrschenden sich gegen den Verlust von Macht und Einfluß wehren: Herr Zwickel und Frau Bergmann bitte abtreten, wenn sie zum Programm erheben wollen, daß arbeitsscheuen Jugendlichen die Stütze entzogen werden soll.